Diverland, Embudu, Süd-Male-Atoll, Malediven

Auf den Malediven herrscht seit einigen Jahren Umbruchstimmung. Neue Touristeninseln werden eröffnet und insbesondere die Inseln der ersten Stude erhalten nach nunmehr 30-40 Jahren umfassende Sanierungen. Meist entstehen dabei völlig überteuerte Luxus-Resorts des 5-Sterne-und-mehr-Standards, Pool, Spa und vielem mehr. Die legeren, einfachen, aber doch sehr angenehmen Barfußinseln verschwinden nach und nach, die echten Taucherinseln werden weniger.
Embudu im Süd-Male-Atoll, ca. 15 Minuten im Speedboat vom Flughafen entfernt, ist eine Insel, die es bisher noch nicht getroffen hat. Zum Glück. Zwar sind die meisten Bungalows in den letzten Jahren behutsam modernisiert worden, doch die Insel hat ihren Charme behalten. Mittendrin die wichtigste Anlaufstelle: Diverland Embudu.
Das Tauchcenter gibt es unter dem gleichen Eigentümer und Gründer seit 1986, unfassbar viel Kontinuität also. Im November 2024, ziemlich in der Nebensaison, konnte ich dort einige Tage verbringen.
Vorab-Info
Abgesehen davon, dass der Name in Taucherkreisen Gewicht hat, gibt es ein kurzes Basisporträt auf der Insel-Website. Mit etwas Suche findet man auch die eigene Website der Basis. Hier darf man den Augen nicht ganz trauen: Gehostet auf einem kostenlosen Webspace von Jimdo, ohne eigene Domain und in einem Design, bei dem man sich zwanzig Jahre im Internet zurückversetzt sieht, ist hier die Zeit auf den ersten Blick tatsächlich stehen geblieben.
„Auf den ersten Blick“, denn eine Unterseite wird täglich aktualisiert. Dafür wurde auch eine Weiterleitungs-Domain eingerichtet: Informationen zum Tagesprogramm. In den Bungalows sind Aufsteller mit einem QR-Code platziert, dessen Scan auf diese Unterseite führt.
Es gibt auch die Möglichkeit, hier Tauchpakete (vergünstigt) vorab zu buchen. Mit Blick auf die Technik war mir das aber für Zahlungsdaten zu sensibel, darauf habe ich verzichtet.
Positiv hervorzuheben sind die umfangreichen Informationen zu jedem Tauchplatz, die hier zu finden sind.
Vorort: Abgeholt…
Gleich nach der Ankunft auf der Insel gibt es die Info, dass Abends eine Begrüßung durch das Tauchcenter stattfindet. Das ist genau das Taucherinsel-Feeling, was der Wunschtraum vom Malediventauchen ist. Dazu später mehr.
Vorort: …und angekommen
Am nächsten Morgen (täglich angeboten), findet nach dem Einführungsabend um 10:30 Uhr die Begrüßung, Anmeldung und der Check-In für neu angekommene Taucher statt. Neben dem üblichen Papierkram nimmt man sich viel Zeit, die Tauchbasis zu zeigen und die Abläufe zu erklären. Direkt danach findet, quasi als Checktauchgang, der erste Hausrifftauchgang mit Guide statt. Hier als „Orientation Dive“ bezeichnet.
Basisausstattung
Ein großzügiger Bereich im Freien, teilweise mit Sonnensegeln überdacht, ist zum Zusammenbau der Ausrüstung vorgesehen. Nebenan gibt es zwei angemessen dimensionierte Spülbecken. Eingerahmt ist das Ganze vom Büro der Basis auf der einen Seite und gegenüberliegend dem Betriebsgebäude. Hier gibt es Leihausrüstung und hier ist (im sehr begrenzten Maße) in offenen Regalen das Lagern eigener Ausrüstung möglich. Die meisten Tauchen nehmen eigenes Material, sofern überhaupt mitgebracht, aber mit zum Bungalow. Die Unterkünfte sind im weitesten Fall auch nur 200 Meter entfernt. Embudu ist mit 400x200 Metern eben eine kleine Insel.
Die Standardflasche ist eine gut gefüllte 12l – Alu-Flasche mit DIN-Anschluss. Auf Wunsch gibt es auch kleinere (10l) und größere (15l) Flaschen. Bei Wassertemperaturen um 30 Grad ist ein 3mm Anzug die beste Wahl.
Lage
Embudu liegt direkt am Kanal und hat somit eine recht exponierte Lage. Die Insel ist von einem gut zugänglichen Hausriff umgeben, die Lage macht es aber erforderlich, dass man nicht einfach so ins Wasser hüpft, sondern sich vorher informiert. Dazu dient der schon erwähnte Begrüßungsabend. Hier gibt es viele – auch sicherheitsrelevante – Infos, nicht nur für Taucher, sondern mit einem klaren Schwerpunkt auch für Schnorchler.
Durch die Lage ist am Hausriff fast immer Strömung. Mitunter auch sehr deutlich, so dass ein Schwimmen gegen die Strömung kaum noch möglich ist. Die Lage und die Strömung begünstigen, dass es sehr viel am Hausriff zu sehen gib. Großfische, Schildkröten, Rochen, Haie, alles ist dabei.
Orientierungstauchgang
Der erste Tauchgang ist ein Tauchgang am Hausriff. Er wird hier Orientierungstauchgang genannt, da es noch mal eine umfassende Einweisung in das Tauchen am Hausriff gibt, zu den Besonderheiten der Strömung, zu den Einstiegsstellen, zu den Zielpunkten. Es ist ein begleiteter Tauchgang, bei dem noch ein Bleicheck und zwei Übungen mit dazu kommen, ansonsten wird die Stunde unter Wasser voll ausgereizt.
Hausrifftauchen
Grundsätzlich wird auf Embudu eigenverantwortlich mit Buddy und ohne Guide am Hausriff getaucht. Man kann tagsüber jederzeit ans Riff gehen. Dazu trägt man sich in eine Liste ein und muss lediglich spätestens zwei Stunden danach wieder zurück sein und das in der gleichen Liste bestätigen. Es stehen jederzeit genügend gefüllte Flaschen bereit, normale Luft und gegen Aufpreis Nitrox (EAN 33). Bei der Einweisung erfährt man, wo es die Flaschen gibt, wo sie zurückgegeben werden, wo man seine Nitrox-Füllung analysieren kann, eben alles diese Dinge, die es für den Tauchgang braucht.
Mit aufgebautem Equipment geht es dann über die Insel zu einem der Einstiege. An Land sind nochmal Gerätebänke vorhanden, im Wasser sind die Abtauchstellen durch Fahnen gekennzeichnet.
Bootstauchgänge
Zweimal täglich gibt es eine Bootsausfahrt. Die vielerorts übliche Praxis, sich bis zum Vorabend in Listen einzutragen, gibt es hier nicht. Es ist keine Anmeldung nötig. Wer einen Bootstauchgang machen möchte, ist einfach eine Viertelstunde vor der Abfahrt am Center, packt die Ausrüstung zusammen und baut das Jacket an die Flasche. Die Basiscrew bringt die Ausrüstung zum Anleger, an Bord wird alles weitere zusammengebaut und gecheckt. Dann geht es auch schon los. Die Ausfahrten in den typischen Dhonis dauern zwischen 10 Minuten und 45 Minuten. Kurz vor dem Ziel gibt es ein umfangreiches Briefing. Dann macht der Guide einen Strömungscheck, um Intensität und Richtung der Strömung zu prüfen. Mit den Informationen angefüttert, kommen nun die Taucher in Buddyteams ins Wasser und machen wie auch am Hausriff hier ihren (ungeführten) Tauchgang.
Die Basis hat als Tauchgangslimits für die Bootstauchgänge maximal 30 Meter und maximal 60 Minuten festgelegt. Bei 60bar soll zum Sicherheitsstopp aufgetaucht werden, der auf 5 Metern für drei Minuten gemacht wird. Obligatorisch für jeden Taucher ist ein eigener Computer (kann ggf. geliehen werden) und eine Boje pro Team. Die Boje wird mit Beginn des Sicherheitsstopps gesetzt. Dekotauchgänge finden nicht statt.
Es gibt drei Arten von Tauchplätzen:
- Innen im Atoll: Hier ist meist wenig Strömung und hier legen die Boote auch manchmal an Bojen an, so dass man zum Boot zurückkehren muss.
- Am Außenriff: Hier ist immer Strömung und hier wird meist in eine Richtung entlang der (Steil-) Wand des Riffs getaucht. Am Ende sammelt das Tauchboot die Taucher ein.
- Die dritte Variante ist ein Tauchgang im Kanal. Da zieht es dann richtig.
Anhand der Namen der Tauchplätze kann man auch schon grob etwas zu den möglichen Bedingungen ableiten: Giris sind kleine Unterwasserberge, die bis fast an die Wasseroberfläche kommen. Häufig haben sie Dimensionen, um während eines Tauchgangs einmal (oder auf verschiedenen Höhenleveln sogar mehrmals) während eines Tauchgangs drum herum zu tauchen. Thilas sind tiefer liegende Formationen, fast immer im Kanal. Sie können Schutz vor der Strömung geben.
Besondere Plätze
Wer den Namen Embudu hört, weiß auch, dass der Tauchspot Embudu Express in unmittelbarer Nähe ist. Ein spezieller Tauchplatz für geübte Taucher: Das Boot fährt zu einem zur jeweiligen Strömung passenden Platz nahe am Kanal. Dann geht es mit einem Sprung direkt in die Fluten, wobei hier sofort negativ tariert (ohne Luft im Jacket) abgetaucht wird. Man sieht sich dann auf rund 10 Metern im Buddyteam wieder und beginnt sofort in deutlich spürbarer Strömung mit dem Abstieg auf ca. 30 Meter. Die Strömung nimmt spürbar zu. An einer Felskante wird der Riffhaken rausgeholt, man hängt sich ein und schaut in den Kanal. Großfische auf Jagd ist das ganz normale Bild hier.
Hat der erste Taucher eine verabredete Grenze (wenige Minuten vor Erreichen der Nullzeitgrenze oder ein bestimmter Füllstand der Flasche) erreicht, wird das Spektakel beendet. Riffhaken lösen und mit der Strömung durch den Kanal treiben lassen. Dabei steigt man dann langsam auf. Spektakulär, aber nicht einfach.
Das genaue Gegenteil ist der Platz Stingray City. Dieser Tauchplatz ist auch für Schnorchler geeignet, es werden sogar täglich Schnorcheltouren hierhin angeboten (nur gelegentlich auch Tauchgänge). Eigentlich gibt es nicht viel zu sehen: Das Wasser ist fünf Meter tief, eine große Sandfläche. Die Besonderheit hier ist, dass es eine Fütterstation ist: Für Rochen (Stingrays) und Ammenhaie. Der Tauchgang findet daher auch überwiegend stationär im Sand hockend statt, während man das Spektakel beobachtet.
Fazit
Durch die Nebensaison gab es ein attraktives Angebot vor Ort: 6 Tage Non-Limit-Tauchen zum Festpreis PLUS eine weitere 6-Tage-Non-Limit-Woche als kostenloser Nachschlag. Vergessen darf man bei diesen Paketen aber nicht, dass örtliche Steuern, Service-Aufschlag für die Crew, Bootsausfahrten und Nitroxfüllungen noch oben drauf kommen. Selbst mit dem Nebensaison-Angebot ist das Tauchen auf den Malediven kein günstiger Sport.
Den Aufpreis für Nitrox fand ich nicht mehr ganz zeitgemäß. Damals, als Nitrox neu war und die Füllanlagen aufgebaut wurden, war ein Aufpreis üblich. Heute haben die meisten Tauchcenter dies abgeschafft und bieten „Nitrox for free“. Hier sind es 4 US$ Extra pro Füllung. Aber da so ein Tauchurlaub viele Wiederholungstauchgänge hat, will man auf Nitrox nicht verzichten.
Insgesamt hat die Basis aber alles richtig gemacht. Die Tauchplätze waren abwechslungsreich, der Service passte, die Crew sehr freundlich und hilfsbereit, so dass irgendwie zu hoffen ist, dass man hier noch ein paar Jahre das Tauchen genießen kann, ohne das ein weiteres Luxusresort entsteht. Was brauche ich einen Pool auf den Malediven?
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